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Regenwald gehört nicht in den Tank

Donnerstag, 20.04.2017 Dateien: 1

Für das Geschäft mit dem Palmöl wird vor allem in Südostasien und Zentralafrika Raubbau an den letzten Regenwäldern betrieben. Gibt es nachhaltige Alternativen?

© Marc Doradzillo
Ölpalmenplantage

Etwa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland wäre von Plantagen bedeckt, würde man alle Ölpalm-Kulturen der Welt zusammenlegen. Die Ölpalme gedeiht jedoch ausschließlich in tropischen Regionen. Indonesien ist der größte Lieferant: Rund die Hälfte des weltweit hergestellten Palmöls kommt von dort. Malaysia und andere Nachbarländer in Südostasien produzieren ebenfalls große Mengen.

Palmöl versteckt sich fast überall

Palmöl ist aus dem Alltag kaum wegzudenken: Es steckt im Brotaufstrich, in der Tütensuppe und in der Hautcreme. Es steckt im Futter für Schweine und Geflügel und sogar im Sprit.
In der EU gelangen etwa 40 bis 45 Prozent der gesamten Palmöl-Importe als Beimischung in Biosprit. Die Grundlage dafür ist die EU-Biokraftstoffquote: Sie verpflichtet die Mineralölkonzerne, dem Sprit Pflanzenöl-Anteile beizumischen. An der Tankstelle zapft man also oft auch Palmöl, ohne es zu wissen. Der billige Rohstoff eignet sich gut zum Beimischen; ein anderes häufig zugefügtes Pflanzenöl basiert auf Raps. Dieselmotoren schlucken hierzulande das meiste Palmöl, Bioethanol für Benziner – zum Beispiel der Biosprit E10 – spielt eine kleinere Rolle. In noch geringeren Mengen wandert Palmöl in die Stromproduktion.

„Zum Verbrennen ist dieses hochwertige Öl zu wertvoll“, betont Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Der Regenwald gehört nicht in den Tank.“ Die DUH macht sich bei den Gesetzgebern auf bundesdeutscher und europäischer Ebene dafür stark, dass Palmöl nicht mehr als Energieträger genutzt wird. Die derzeitige Novellierung der Erneuerbare Energien-Richtlinie der EU bietet aus Sicht der DUH einen günstigen Zeitpunkt, das Beimischen von Palmöl zu Dieseltreibstoff zu beenden. „Wir starten 2017 eine Kampagne und wenden uns an Politiker und große europäische Mineralölunternehmen“, sagt Müller-Kraenner.

Die DUH will durchsetzen, dass in Deutschland Palmöl ausschließlich auf den Tisch kommt: am besten als nachhaltig zertifiziert. Für diese wichtige Arbeit brauchen wir die Unterstützung unserer privaten Spender.

Auf Palmöl verzichten?

Der Frage nach nachhaltigem Palmöl muss sich auch die Lebensmittelbranche stellen. Rapunzel Naturkost, ein langjähriger Partner der DUH, will zur Aufklärung beitragen und hat im Herbst 2016 zu einem Palmöl-Forum an den Unternehmensstandort Legau ins Allgäu eingeladen. (Die Erklärung finden Sie am Ende dieser Seite zum Download.) Die Deutsche Umwelthilfe begrüßt solche Diskussionen, denn viele Verbraucher sind verunsichert. „Palmöl ist ein hochwertiges Lebensmittel. Wollte man es grundsätzlich gegen andere Pflanzenöle austauschen, würde man die Probleme verlagern oder sogar verschlimmern“, sagt Müller-Kraenner. Denn Palmöl ist unschlagbar, was den Flächenertrag angeht. Die Ölpalme liefert einen weit höheren Ertrag pro Hektar als andere Kulturen: knapp die dreifache Ölmenge im Vergleich zu Raps, das Vierfache gegenüber Sonnenblumen und sieben Mal mehr als Soja. Deshalb macht es aus ökologischer Sicht keinen Sinn, im Lebensmittelsegment komplett auf Palmöl zu verzichten.

Auf seinem Palmöl-Forum hat Rapunzel Naturkost die Legauer Erklärung initiiert, ein Positionspapier zu nachhaltigem Palmöl (am Ende dieser Seite). Rapunzel und sechs weitere Unterzeichner, darunter die DUH, stellen darin umfassende Forderungen an Ministerien und öffentliche Einrichtungen auf. Ein Kernpunkt auch hier: Palmöl soll nicht im Energiesektor genutzt werden. Weitere wichtige Punkte zielen auf Naturschutz, Klimaschutz und soziale Aspekte. Der Anbau soll nicht in großflächigen Monokulturen stattfinden, Regenwald muss erhalten bleiben. Auch Torfböden dürfen nicht in Agrarflächen umgewandelt werden, denn dabei werden klimabelastende Gase wie CO2 frei. Dass Landnutzungsrechte und Sozialstandards für die Mitarbeiter beachtet werden, fordern die Unterzeichner gleichermaßen. Die Herkunft des Palmöls muss nachvollziehbar sein.

Rapunzel Naturkost hat 1993 den weltweit ersten Palmöl-Bioanbau auf den Weg gebracht. Heute bezieht der Bio-Pionier Palmöl von zwei Lieferanten in Ghana und Ecuador. Sie sind mit Rapunzel über das Hand in Hand-Programm verbunden, das bio, fairen Handel und Rückverfolgbarkeit garantiert.

Welche Wahl hat der Verbraucher?

Ein Siegel, das Verbrauchern einen hohen Nachhaltigkeitsstandard signalisiert, gibt es derzeit für Palmöl leider nicht. Die Kriterien des RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) stellen nur einen schwachen Mindeststandard dar.

Bio-Palmöl wird umweltschonend angebaut und verarbeitet. Während der konventionelle Ölpalm-Anbau den Ökosystemen hochgiftige Pestizide zumutet, kommen Bioproduzenten mit naturschonenden Methoden aus. Sie legen zudem Wert darauf, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Regenwald- und Klimaschutz umfassend respektiert werden.

Untersuchungen von NGOs belegen, dass die Biobranche beim Palmöl darüber hinaus soziale Komponenten auf freiwilliger Basis weitgehend mitberücksichtigt. Müller-Kraenner rät: „Achten Sie bei Palmöl-Produkten auf die Bio-Zertifizierung!“ Wer zusätzlich noch auf ein Siegel achtet, das fairen Handel garantiert, hat das Palmöl mit dem höchsten Standard in seinem Einkaufskorb.

Kein Palmöl in den Tank!

Nur gemeinsam können wir durchsetzen, dass kein Regenwald mehr in Europas Autotanks landet. Bitte unterstützen Sie unsere Initiative mit einer Spende oder Fördermitgliedschaft. Vielen Dank!

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© gudkovandrey und kokotewan / Fotolia
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