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Gut gedacht – schlecht gemacht. Fataler Irrtum bei Biokraftstoffen sorgt für Rodung wertvoller Regenwälder

Samstag, 08.12.2018

Über die Hälfte der europäischen Palmöl-Importe landet im Tank. Unzählige Hektar Regenwald wurden deshalb schon abgeholzt. Eine Tatsache, für die auch die deutsche Regierung Verantwortung übernehmen muss. Letzte Chance: der Wandel.

© Thorsten Katz / Fotolia

-- Die 24. UN-Klimakonferenz (COP24) findet in diesem Jahr vom 2. bis 14. Dezember im polnischen Kattowitz (Katowice) statt. Deutschland rühmt sich als Vorreiter in Sachen Klima. Unsere Artikel-Sonderreihe zur COP24 zeigt: auch Deutschland hat in Sachen Klimaschutz einiges aufzuholen. --

Oft scheinen politische Entscheidungen erst einmal abstrakt. Doch was auf der politischen Bühne entschieden wird, hat durchaus sichtbare Konsequenzen. So hat in Deutschland etwa die Anbaufläche von Mais im Zuge der Biogas-Förderung stark zugenommen. Und auch in anderen Teilen der Welt führen Entscheidungen in Europa oft zu schwerwiegenden Umweltveränderungen. So fallen jährlich etliche Hektar Regenwald der Brandrodung zum Opfer. Die verbrannten Flächen sind selbst vom Weltall aus zu sehen. Auf ihnen werden von nun an Monokulturen mit Ölpalmen stehen.

Umstrittenes Palmöl

Die Erneuerbare Energien Richtlinie der EU (RED) wurde nach einjährigen Verhandlungen im Dezember 2008 verabschiedet. Neben vielen weiteren, durchaus begrüßenswerten Punkten enthielt die Richtlinie auch die Vorgabe, dass die CO2-Emissionen von Benzin- und Dieselkraftstoffen durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen gemindert werden müssen. Mineralischem Diesel wird deshalb seitdem verpflichtend der sogenannte Biodiesel beigemischt, der in der Regel aus Speiseölen besteht. Und hier liegt das Problem. Die Hersteller von Biodiesel greifen aus Kostengründen auf das kostengünstigste Speiseöl zurück - und das ist das umstrittene Palmöl. Umstritten ist Palmöl, weil ein Großteil der Plantagen auf ehemaligen Regenwaldstandorten angelegt wurde und neue illegale Rodungen stattfinden und aus diesem Grund fortlaufend mit einer massiven Zerstörung wertvoller tropischer Ökosysteme in den Produktionsländern verbunden ist. Neben der Entwaldung an sich hat die Palmölproduktion aufgrund der CO2-Freisetzung durch Brandrodungen und Entwaldung erhebliche Auswirkungen auf das Weltklima und ist gleichzeitig auch Auslöser enormer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Konflikte.

4,3 Millionen Tonnen Palmöl landen jedes Jahr im Tank

Noch immer steigt weltweit der Bedarf an Palmöl und ein Ende ist nicht in Sicht. Zwar gibt es Zertifizierungssysteme, die verhindern sollen, dass durch Palmölanbau Entwaldung stattfindet, doch diese Systeme haben verschiedene Schwachstellen. Oft legen die Plantagenbesitzer selbst ihre Standards fest oder sie werden nicht effektiv überwacht. 4,3 Millionen Tonnen Palmöl landen jedes Jahr in den Tanks der EU-Bürger. Das ist mehr als die Hälfte des gesamten Palmöls, das nach Europa exportiert wird.

Die angeblich positive Klimabilanz des Biodiesels, die bislang als Argument für die Förderung biogener Kraftstoffe angeführt wurde, muss ernsthaft in Frage gestellt werden. Zahlreiche Studien belegen, dass bestimmte Biokraftstoffe das Klima insgesamt genauso belasten wie fossile Kraftstoffe. Werden die Treibhausgasemissionen aus indirekter Landnutzungsänderung (iLUC) berücksichtigt, liegen die Treibhausgasemissionen von Palmöl als Beimischung von Diesel 300 Prozent über denen von Diesel aus Mineralöl. Doch bisher berücksichtigen die Erneuerbaren-Energien-Richtlinie sowie die Kraftstoffqualitätsrichtlinie (Fuel Quality Directive FQD) die iLUC-Emissionen der Biokraftstoffe nicht in ihren CO2-Rechnungen.

Biokraftstoffe aus Abfallstoffen

Aufgrund der negativen Folgen für Biodiversität und Klima sollten Biokraftstoffe nur noch aus Abfall- und Reststoffen, wie z.B. aus Lebensmittelabfällen, hergestellt werden. Das wäre eine sinnvolle Verwendung dieser Reststoffe und tatsächlich im Sinne der Nachhaltigkeit.

Im Januar 2018 forderte das EU-Parlament ein Verbot der Beimischung von Palmöl zu Biokraftstoffen ab 2021. In den anschließenden Verhandlungen mit dem EU-Rat und der EU-Kommission konnte dieses Ziel leider nicht erreicht werden. Mit der jetzigen Einstufung von Palmöl als „risikoreicher" Biokraftstoff, kann der Verbrauch von Palmöl in EU-Ländern ab 2019 lediglich eingefroren werden. Erst ab 2030 soll laut EU-Kommission und Ministerrat kein Palmöl mehr im Biodiesel Verwendung finden dürfen. Damit das geplante Verbot für 2030 auch wirklich rechtskräftig wird, muss es im Februar 2019 noch vor den Europawahlen gesetzlich festgelegt werden. Wir werden die EU-Kommission daran erinnern, dass dieser Rechtsakt anspruchsvoll umgesetzt werden muss. Damit wäre dem Klima und der Biodiversität sehr geholfen.

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