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Heizen mit Holz – Gemütlichkeit mit Nebenwirkungen

Mittwoch, 20.01.2016

Hannah von Blumröder, Projektmanagerin im Bereich Verkehr & Luftreinhaltung bei der DUH, erläutert, was Sie beim Heizen mit Holz beachten müssen.

© Holzäpfel/DUH
© Holzäpfel/DUH


19. Januar 2016

Wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, freut man sich auf die warmen vier Wände. Kamin- oder Kachelöfen stehen  im Allgemeinen für eine angenehme Raumwärme und Gemütlichkeit. Sinnvoll eingesetzt, kann das Heizen mit Holz einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten. Allerdings hat das Heizen mit Holz auch Nachteile.



Holz gilt als umweltfreundlicher und klimaneutraler Brennstoff.  Stimmt das?

Wie fast immer gilt auch hier, dass man die Frage nicht ohne Einschränkung mit ja beantworten kann. Denn wenn man Holz verbrennt, können große Mengen von Schadstoffen entstehen. Dazu zählen Feinstäube, Ruß, Kohlenmonoxid, Methan, flüchtige organische Verbindungen oder so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. All diese Stoffe sind für unsere Gesundheit und unsere Umwelt schädlich.

Inwiefern sind die Stoffe schädlich für die Umwelt?

Ruß beispielsweise gilt nach CO2, also Kohlenstoffdioxid, als der zweitgrößte Klimatreiber. Werden Wälder für Brennholz gerodet, gehen CO2-Speicher verloren. Auch weite Transportwege trüben die Klimabilanz. Wird das Holz mit technischen Methoden getrocknet, geht das ebenfalls zu Lasten des Klimas.

Sie sprechen von Auswirkungen auf unsere Gesundheit – welche genau sind das?

Feinstaub- und Rußpartikel belasten die Atemwege, sie dringen tief in Lunge und Blutkreislauf ein. Der Ruß aus Holzfeuern ist ähnlich krebserregend wie der Ruß aus anderen bekannten Quellen wie Dieselmotoren.

Um es konkreter zu machen: Wird die Ofentür beim Anfeuern und zum Nachlegen geöffnet oder ist diese beispielsweise undicht, kann die Partikelbelastung in den Wohnräumen deutlich ansteigen. Außerhalb der eigenen vier Wände tragen insbesondere die Abgase aus sogenannten Einzelraumfeuerungsanlagen erheblich zur Feinstaubbelastung bei und sorgen dafür, dass zum Beispiel Städte wie Stuttgart Schwierigkeiten haben, die EU-Mindeststandards für saubere Luft zu erfüllen. Bundesweit stoßen Holzfeuerungsanlagen mittlerweile mehr Feinstaub aus als die Antriebe von Pkw, Lkw und Motorrädern zusammen.

Und diese Luftbelastung ist spürbar?

Ja. Uns kontaktieren regelmäßig Verbraucher, die uns über eine erhebliche Luftbelastung durch Holzfeuerung in ihrer unmittelbaren Umgebung informieren. Die Ursache dafür kann unsachgemäße Bedienung sein oder auch der Missbrauch von Brennstoffen, wie zum Beispiel die Verbrennung von nassem oder behandeltem Holz, Grünabfällen aus dem Garten oder sogar Hausmüll. Wir hören immer wieder, dass dies zu Nachbarschaftskonflikten führt und die Behörden leider oftmals untätig bleiben.

Heißt das nun, wer umweltfreundlich heizen möchte, sollte auf die Wärme aus Kaminöfen und Co. verzichten?

Ein klassischer Kaminofen im Wohnzimmer, der hauptsächlich als Zusatzheizung und zu Komfortzwecken genutzt wird, ist aus Sicht des Umweltschutzes tatsächlich kaum zu empfehlen. Wer nicht auf das heimelige Feuer im Wohnzimmer verzichten mag und mit Holz heizen möchte, sollte bei der Auswahl des Kaminofens nicht nur auf ein hübsches Design sondern auch auf eine gute Ofentechnik achten.

Was wäre denn eine gute Alternative?

Pelletöfen und -kessel sind beispielsweise eine vergleichsweise emissionsarme und effiziente Alternative. Auch Scheitholzöfen mit elektronischer Ofensteuerung, zweistufiger Verbrennung (Holzvergaser-Technik) oder guter nachgeschalteter Abgasminderungstechnik produzieren in der Regel weniger Schadstoffe als marktübliche Anlagen.

Bei all dem darf jedoch nicht vergessen werden, dass es zunächst sinnvoll ist, den generellen Heizbedarf durch verbesserte Gebäudeeffizienz zu senken. Falls eine neue Anlage notwendig ist, sollte diese intelligent in das Gesamtheizsystem des Hauses integriert werden. Zum Heizen der gesamten Wohnung gibt es weitere umweltfreundliche und effiziente Alternativen - beispielsweise Solarthermie oder regenerative Fernwärme.

Was sollte ich berücksichtigen, wenn ich keinen neuen Ofen kaufen kann und mit meinem bestehenden Ofen umweltfreundlicher heizen möchte?

Wer bereits einen Kaminofen nutzt, sollte einige Tipps berücksichtigen. Die Qualität und die richtige Lagerung des Feuerholzes sind wichtig. Auch richtiges Anfeuern, Nachlegen und die korrekte Regelung der Verbrennungsluft kann die Feinstaubbelastung verringern. Ideal ist es, auf Brennholz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung aus der Region zurückzugreifen. Dieses erkennt man zum Beispiel am FSC-Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft.

Woran erkenne ich, dass das Holz eine gute Qualität hat?

Es ist sauber und unbehandelt, hat keine Pilze, keinen Schimmel. Der Wassergehalt von Scheitholz sollte zwischen 10 und 20 Prozent liegen. Dies lässt sich ganz einfach selbst mit einem Holzfeuchtemessgerät feststellen. Hartholz, wie Buche sollte gegenüber Weichholz bevorzugt werden. Und auch die passende Größe ist wichtig. Die Scheite sollten nicht zu lang sein und ca. 20-30 cm Umfang  aufweisen. Kleinere Scheite sollten nur zum Anheizen verwendet werden.

Ende 2015 ist das dreijährige DUH Projekt „Clean Heat“ gestartet. Was ist Ziel des Projekts?

Wir möchten die Feinstaubbelastung  aus privaten Holzfeuerungsanlagen deutlich senken, um Umwelt und Gesundheit zu schützen. Unser im Rahmen des LIFE-Programms der Europäischen Kommission gefördertes Projekt "Clean Heat" konzentriert sich zunächst auf Deutschland und Dänemark, wo wir mit unserem Projektpartner Danish Ecological Council zusammenarbeiten. Später werden wir die Aktivitäten auf weitere europäische Mitgliedstaaten ausweiten.

Wie möchten Sie das erreichen?

Es geht uns zunächst darum, ein Problembewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen und Informationen für Verbraucher bereitzustellen. Gemeinsam mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen erarbeiten wir Handlungsempfehlungen, die dazu beitragen, die europäische Luftreinhaltepolitik umzusetzen.

Außerdem wollen wir  auf Alternativen zum Heizen mit Holz hinweisen und diese fördern. Im Austausch mit Herstellern, Forschungseinrichtungen und Verbänden soll die Entwicklung von Anlagen mit geringeren Emissionen, z.B. durch verbesserte Abgasreinigung angestoßen werden. Zudem möchten wir aussagekräftige Kennzeichnung  und Messverfahren für Holzöfen voranbringen.

Innerhalb des Projekts wird es einen Fotowettbewerb geben. Worum genau geht es da?

Richtig, wir haben einen Fotowettbewerb zum Thema „Heizen mit Holz“ gestartet. Wir möchten dazu ermuntern, sich neben den üblichen positiven Assoziationen auch mit den Nachteilen von Holzöfen zu beschäftigen und diese im Bild festzuhalten. Neben Fotos, die die Vorteile des nachwachsenden Rohstoffs Holz aufzeigen,  erhoffen wir uns daher auch Einsendungen, die negative Aspekte wie Ruß und Rauch thematisieren. Dort finden sich auch weitere Informationen zum Projekt sowie Tipps zum möglichst sauberen Heizen mit Holz.

Lesen Sie mehr darüber, warum Holzöfen ein Problem für Gesundheit und Klima sind.

Das Interview führte Patrick Huth.

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