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Der massive Futtermittelimport nach Europa ist der Zündstoff für die Feuerkatastrophe am Amazonas

Mittwoch, 28.08.2019 Dateien: 1

In Brasilien wüten die heftigsten Regenwaldbrände seit Jahrzehnten. Mit der Flammengewalt rückt auch die aktuelle EU-Agrarpolitik in den Fokus. Denn die landwirtschaftlichen Flächen, die im Moment im Amazonasbecken lichterloh brennen, dienen vor allem auch als Weideland für Rinder und dem Anbau von Soja als Futtermittel. So ist der scheinbar weit entfernte Regenwald in unserem Alltag ganz nah. Denn der Ökozid in Brasilien ist eng verknüpft mit der aktuellen Massentierhaltung. Er geht uns deswegen alle an. Ein Gespräch mit Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH über die Ursachen und Lösungen.

© privat

Der sonst eher weit entfernte Regenwald ist plötzlich ganz nah. Was haben die Brände im Amazonasgebiet mit unserem Alltag zu tun?

Deutschland und andere EU-Ländern sind mitverantwortlich für die Feuerkatastrophe, die sich zur Zeit in Brasilien und anderen südamerikanischen Tropenwaldländern entfaltet. Die Brände werden mit Vorsatz gelegt, um Land frei zu machen für die landwirtschaftliche Nutzung, vor allem für die Rinderzucht und den Soja-Anbau. Soja wird in Südamerika fast ausschließlich als Futtermittel und für den Export produziert. Der europäische Futtermittelimport ist somit Zündstoff für die Krise im Amazonasgebiet, vor allem Deutschland ist Abnehmer von Soja als Tierfuttermittel. Wir brauchen endlich eine andere, eine ökologischere Ausrichtung der Landwirtschaft.

Was genau würde das bedeuten?


Die Massentierhaltung, vor allem auch bei uns in Deutschland macht uns abhängig von den Futtermittelimporten aus Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern. Statt Masse sollten wir wieder mehr auf Klasse setzen. Das heißt auch eine an die Fläche gebundene Tierhaltung, also nur noch so viele Tiere wie eine Fläche vertragen kann. Auch sollten wir zu einheimischen Futtermitteln zurückkehren, Lupine ist eine denkbare Alternative. Solange wir noch auf Soja angewiesen sind, sollte dieses zumindest zertifiziert sein. Auch gehört Soja nicht in den Tank.

Soja landet im Tank?

Ja. Bei Palmöl konnten wir auf EU-Ebene einen wichtigen Erfolg erzielen. Langfristig wird dieses wertvolle Pflanzenöl nicht mehr dem Diesel-Treibstoff beigemischt. Anders ist die Situation noch bei Soja, hier ist die Beimischung im Sprit noch möglich. Die EU muss den nächsten logischen Schritt gehen und auch hier ein Soja-Verbot im Tank beschließen.

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Das alles funktioniert nicht von heute auf morgen. Was kann jetzt unternommen werden? 

Kurzfristig braucht es ein Signal auf politischer Ebene. Wir brauchen ein Moratorium für das Mercosur-Handelsabkommen. Die Bundesregierung und das Europäische Parlament dürfen das Abkommen erst ratifizieren, wenn die Mindeststandards zur Einhaltung der Menschenrechte, des Natur- und Klimaschutzes eingehalten werden. Frankreich und Irland haben sich bereits entsprechend positioniert, Deutschland sollte nachziehen. 

Was konkret kritisiert die DUH an dem Abkommen?

Das Abkommen zwischen der EU und Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay soll dazu führen, dass noch mehr Fleisch, Zucker und andere Agrarprodukte aus den Mercosur-Staaten in die EU importiert wird. Die Landwirte in der EU hätten keine Chance, gegen die billige Importware zu konkurrieren. Sie müssten sich einer Agrarindustrie geschlagen geben, die nur wirtschaftliche Interesse im Blick hat aber nicht den Umweltschutz. Das bedeutet eine Katastrophe für die ökologische Vielfalt in den Tropenländern Südamerikas, genauso wie für die bäuerliche Landwirtschaft in Europa und den Klimaschutz weltweit.

Um die verheerenden Brände im Amazonas Regenwald einzudämmen, haben die G7-Staaten Hilfsgelder in Höhe von 20 Millionen Dollar zugesagt. Was halten Sie davon?

Diese Maßnahme ist sinnvoll, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen, sie packt aber den Kern des Problems nicht an. Unter dem neuem Präsidenten Jair Bolsonaro, der seit Anfang 2019 im Amt ist, hat sich die Zerstörung des Waldes beschleunigt. Wirtschaftliche Belange stehen klar vor dem Umweltschutz. Wenn Industriestaaten wie Deutschland die Nachfrage nach Soja und Fleischimporten senken, kann das Signalwirkung haben. Um den Regenwald vor Ort zu schützen, steht auch Deutschland in der Verantwortung, den Soja-Hunger verursacht durch die Massentierhaltung zu beenden. Fleisch und Tiere müssen wieder mehr Wert haben. 

Haben Sie noch einen Rat für Verbraucherinnen und Verbraucher, die handeln möchten? 

Kaufen Sie ihre Lebensmittel bewusst ein, am besten ökologisch und regional. Und achten Sie gerne darauf, dass wertvolle Lebensmittel nicht verschwendet werden – das hilft nicht nur dem Regenwald, sondern auch dem Klima und am Ende auch unserem Geldbeutel. 


Bitte unterstützen Sie jetzt unsere Arbeit für eine ökologischere Landwirtschaft und den Schutz der Regenwälder.

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