Haben Sie diese Woche auch gelesen, die EU-Umweltministerinnen und -minister hätten das Verbrenner-Aus besiegelt? Und haben Sie sich nicht auch gefragt, ob das nicht eine tolle Nachricht für Umwelt und Klima ist? Leider müssen wir Sie bitter enttäuschen. Denn was sich hier auf den ersten Blick vielleicht gut anhört, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als trügerisch – und könnte zum Desaster werden.
Erstens kommt das Ende für Verbrennungsmotoren bei Neufahrzeugen 2035 viel zu spät. Im Schnitt werden Pkw in Deutschland etwa 15 Jahre betrieben. Damit 2045, wenn wir laut Gesetz klimaneutral sein müssen, statistisch so gut wie keine Verbrenner mehr unterwegs sind, dürfen sie spätestens ab 2030 nicht mehr neu zugelassen werden, also mindestens fünf Jahre früher.
Zweitens ist die Grüne Umweltministerin vor FDP-Chef Lindner und der Autolobby eingeknickt. Noch am Morgen des Entscheidungstages hatte sie verkündet, das Aus komme für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ohne Ausnahme. Dann stellte Lindner Forderungen, hinter den Kulissen wurde es hektisch – und plötzlich drückte die Bundesregierung eine mögliche Ausnahme vom Verbot durch. Es soll geprüft werden, ob Autos, die E-Fuels tanken, auch nach 2035 noch zugelassen werden. Ein kleiner Satz, dessen Bedeutung etliche Kommentatoren zunächst gar nicht richtig verstanden, der aber zum gewaltigen Problem wird. Denn Verbrenner bleibt Verbrenner – und der kann eben nicht nur klimaneutral, sondern auch 2035 und darüber hinaus fossil und massiv klimaschädlich betrieben werden. De facto würde so aus dem Verbrenner-Aus die Verbrenner-Verlängerung ohne Ende. Das ist auch deshalb wahrscheinlich, weil E-Fuels überhaupt nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen und hochgradig ineffizient und teuer sind. Bei Produktion und Einsatz gehen etwa 85 Prozent der benötigten kostbaren Erneuerbaren Energie verloren. Nur knapp 15 Prozent fließen tatsächlich in die Fortbewegung des Autos. Das ist ein Wahnsinn, den wir uns angesichts der Herausforderung der Energiewende niemals leisten können!
Doch noch können wir diesen Wahnsinn stoppen. Das EU-Parlament, die EU-Kommission und der EU-Rat müssen nun weiter über das Verbrenner-Aus verhandeln. Und wir mobilisieren alle Kräfte gegen die Autolobby und ihre Verbündeten in der Politik, damit Vernunft und Klima siegen. Und wenn das nicht gelingt, sorgen wir mit unseren Klimaklagen gegen Mercedes und BMW dafür, dass ein vollständiges Verbrenner-Aus ohne Ausnahmen bereits 2030 kommt. Deshalb bitten wir Sie: Unterstützen Sie unseren Einsatz für das Verbrenner-Aus und für die ebenfalls notwendige Mobilitätswende – also weniger Autos und mehr Bus, Bahn, Rad und Fußverkehr – mit einer Spende oder einer Klimaklagen-Patenschaft. Nur so können wir mit Ihrer Hilfe der Klimakrise im Verkehr entgegenwirken!
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