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Ökodesign und Energieeffizienzkennzeichnung bringt Innovationsschub

Freitag, 23.01.2015

5 Fragen an Agnes Sauter, Leiterin der Abteilung Verbraucherschutz

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Das Kühlschrank-Label ist irreführend. © DUH

23. Januar 2015

Frau Sauter, die Deutsche Energie-Agentur meldet, dass die EU-Ökodesign- und die EU-Label-Richtlinien inzwischen offenbar ein Umdenken bei Herstellern und Verbrauchern angestoßen haben. Deckt sich das mit Ihren täglichen Erfahrungen?

Die beiden Richtlinien haben sich zu bedeutenden Instrumenten zur Steigerung der Energieeffizienz und der Erreichung der Europäischen Klimaschutzziele entwickelt. Das Energieeffizienzlabel ist für Verbraucher inzwischen eines der wichtigsten Kriterien beim Kauf von Waschmaschinen, Kühlschränken oder Fernsehern. In Verbindung mit den Mindeststandards der Ökodesign-Verordnungen wurden die Hersteller zur Entwicklung immer sparsamerer Geräte angespornt. Besonders deutlich wird dieses Umdenken am Beispiel der seit September 2014 geltenden Regelungen für Staubsauger. Jahrzehntelang wurden Staubsauger in erster Linie über hohe Watt-Zahlen vermarktet, nach dem Motto: je mehr Leistung, desto besser das Reinigungsergebnis. Aufgrund der neuen EU-Regelungen haben die Hersteller inzwischen sämtliche Komponenten der Geräte optimiert und große Energieeinsparungen bei gleicher oder verbesserter Reinigungsleistung erreicht.

Steht diese Einschätzung nicht im deutlichen Widerspruch zur öffentlichen Kritik an der Europäischen Union, dass sie die Bürger immer stärker bevormunde?

Tatsächlich wird die Ökodesign-Richtlinie regelmäßig populistisch als Sinnbild für die Regulierungswut von Eurokraten missbraucht. Dabei wurde sie auf Drängen der Mitgliedsstaaten beschlossen, um die Europäischen Energieeffizienzziele für 2020 zu erreichen. Die Regelungen für die einzelnen Produkte werden auch nicht klammheimlich hinter verschlossenen Türen beschlossen, sondern sind das Ergebnis eines mehrjährigen, öffentlichen Prozesses. Er erfolgt auf der Grundlage fundierter wissenschaftlicher Untersuchungen in enger Abstimmung mit Industrie, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen sowie den Mitgliedsstaaten.

Dennoch fühlen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher durch immer neue Regelungen in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Bringt es denn wirklich so viel für das Klima, wenn sich die Warmhaltefunktion von Kaffeemaschinen nach 40 Minuten abschaltet?

Die Steigerung der Energieeffizienz in der EU um 20 Prozent kann nicht durch ein bis zwei große Maßnahmen erreicht werden. Entscheidend ist, auch viele kleinere Einsparpotenziale zu nutzen, die in ihrer Summe europaweit beachtlich sind. Dabei werden nur solche Produktgruppen berücksichtigt, die ein Marktvolumen von mindestens 200.000 Stück pro Jahr haben und bei denen mit vergleichsweise geringem Aufwand ein hohes Einsparpotenzial besteht. Die Verbraucher profitieren in der Folge davon, dass die Produkte bei gleicher Leistung und ohne Komfortverlust sparsamer werden. Zum Beispiel, wenn die Stereoanlage im Stand-by-Modus die Stromrechnung nur noch mit 2,50 Euro statt 76,- Euro jährlich belastet oder der neue Staubsauger mit 900 Watt gründlicher saugt als das alte Modell mit 2.500 Watt.

Heißt das, wir können uns nun entspannt zurücklehnen, da Energieeffizienz zum Selbstläufer geworden ist?

Keineswegs. Die Vorgaben müssen auch in die Praxis umgesetzt werden und dazu sind eine effektive Marktüberwachung und wirksame Sanktionen bei festgestellten Verstößen notwendig. Nur so können ein fairer Wettbewerb zwischen Herstellern und die Information der Verbraucher über den Energieverbrauch von Neuanschaffungen sichergestellt werden. Leider findet in Deutschland eine entsprechende Marktüberwachung bis heute nicht oder nur rudimentär statt. Die DUH führt deshalb seit 2005 Testbesuche im Handel durch. Sie macht die Händler auf fehlende und falsche Effizienzkennzeichnung aufmerksam und besteht auf der Einhaltung der gesetzlichen Verbraucherschutzbestimmungen, die wenn nötig auch mit juristischen Mitteln durchgesetzt werden. Darüber hinaus muss die Energieverbrauchskennzeichnung dringend verbraucherfreundlicher gestaltet werden.

Wo genau sehen Sie Handlungsbedarf?

Der Verbraucher kann derzeit kaum noch durchschauen, in welcher Klasse sich die besten Geräte befinden. Das liegt zum einen am Nebeneinander von unterschiedlichen Effizienzskalen. Sogar für dieselbe Produktart dürfen parallel unterschiedliche Label verwendet werden. Zum anderen verwässert die Ergänzung von immer mehr Plus-Klassen die Lenkungswirkung der Kennzeichnung. Schlimmer noch: es ist geradezu irreführend, wenn beispielsweise das Label für Kühlschränke bis Klasse D reicht und dadurch ein A+-Kühlschrank als überdurchschnittlich effizient erscheint. Dabei handelt es sich um ein Gerät mit den schlechtesten Effizienzeigenschaften, die für neue Modelle auf dem EU-Markt noch erlaubt sind. Es ist deshalb dringend erforderlich, zur einheitlichen Skala von A bis G zurückzukehren und die Produkte mindestens alle drei Jahre entsprechend dem Stand der Technik neu einzustufen. Die DUH setzt sich in den Anhörungen zur aktuellen Novellierung der Ökodesign- und Energiekennzeichnungsrichtlinien für entsprechende verbraucherfreundliche Verbesserungen ein.

Fragen: Robert Mathias und Philipp Turri

Mehr Informationen zur Energieverbrauchskennzeichnung finden Sie hier.

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