Mehrwegflasche vs. Einwegflasche – Was macht den Unterschied?
10. März 2015
Aktuell wird viel über Mehrweg- und Einwegflaschen diskutiert. Aber was genau ist der Unterschied?
Mehrwegflaschen werden wiederbefüllt und müssen daher nicht jedes Mal neu hergestellt werden. Das spart Rohstoffe und Energie, schützt das Klima und vermeidet Abfälle. Mehrwegflaschen aus Glas werden bis zu 50 Mal und aus Kunststoff bis zu 25 Mal wiederbefüllt. Im Vergleich dazu werden Einwegflaschen oder Getränkedosen bereits nach der ersten Nutzung zu Abfall.
Sie sagen, Mehrweg schütze die Umwelt und das Klima. Warum ist das so? Die Flaschen müssen schließlich vom Abfüller in den Laden und wieder zurück transportiert und gereinigt werden, bevor man sie neu befüllen kann. Das hinterlässt doch auch einen ökologischen Fußabdruck.
Mehrwegflaschen – egal ob aus Glas oder dem Kunststoff PET – schneiden in Sachen Ökobilanz nach wie vor deutlich besser ab als Einweg-Getränkeverpackungen. Das Spülen und Reinigen von Mehrwegflaschen verbraucht deutlich weniger Energie und Rohstoffe als die immer währende Neuproduktion von Einweg-Plastikflaschen und Dosen.
Auch wenn Einweg-Getränkeverpackungen im Supermarkt zurückgegeben und nach dem Zerschreddern recycelt werden, kann das deren Umweltauswirkungen nur verringern, aber nicht kompensieren. Ich vergleiche die Einwegflaschen von heute gerne mit Geländewagen: Bei den großmotorigen Boliden können der Spritverbrauch und damit die Umweltauswirkungen verringert werden, indem auf 100 Kilometer nur noch 20 und nicht 26 Liter Benzin verbraucht werden. Umweltfreundlich ist der Geländewagen deshalb noch lange nicht. Ähnlich sieht es bei Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen aus.
Ein letzter wichtiger Punkt ist, dass die Transportwege von Mehrwegflaschen kürzer sind als die von Getränken in Einweg. In Deutschland gibt es rund 1.500 Abfüller, die ihre Mehrwegprodukte überwiegend regional vertreiben – und das spart Transportwege. Die wenigen hundert Einwegabfüller vertreiben ihre Getränke meist bundesweit, so dass hier viel weitere Wege entstehen.
Coca-Cola steigt aus dem Mehrwegsystem in Deutschland aus: Zuerst sollen die 0,5 l und 1,5 l Mehrwegflaschen aus dem Sortiment verschwinden, mittelfristig auch die 1,0 l Flasche. Warum ist der Mehrweg-Ausstieg von Coca-Cola so bedenklich?
Coca-Cola ist in Deutschland Marktführer im Bereich Erfrischungsgetränke. Die Entscheidung des Konzerns, Mehrweg durch Einweg zu ersetzen, ist ein Frontalangriff auf das gesamte deutsche Mehrwegsystem. Im Bereich der Erfrischungsgetränke führt dies zu einem erdrutschartigen Wegbrechen der gesamten Mehrwegquote. Die Unternehmensentscheidung führt zu deutlich höheren Umweltbelastungen und gefährdet allein bei Coca-Cola bis zu 1.000 Arbeitsplätze. In der Verpackungsverordnung ist festgelegt, dass 80 Prozent der Getränkeverpackungen ökologisch vorteilhaft sein sollen. Dieses Ziel rückt mit der Entscheidung von Coca-Cola für Einweg in weite Ferne. Dieser Schritt ist so dramatisch, dass die Politik endlich Maßnahmen zum Schutz von Mehrweg ergreifen muss.
Wenn ich als Käufer vorm Getränkeregal stehe – wie kann ich Mehrweg- und Einwegflaschen unterscheiden?
Das ist gar nicht so einfach. Auf vielen Flaschen steht „Pfandflasche“, aber weil es sowohl auf Einweg- als auch auf Mehrweggetränkeverpackungen ein Pfand gibt, ist dies bereits seit vielen Jahren kein Erkennungsmerkmal mehr. Mehrweg kann man am „Mehrwegzeichen“ erkennen. Allerdings verwendet nur ein Bruchteil der Mehrwegabfüller dieses Zeichen. Bepfandete Einwegflaschen kann man eigentlich nur am sogenannten „DPG-Logo“ oder am einheitlichen Pfandbetrag von 25 Cent erkennen. Allerdings ist das „DPG-Logo“ nicht selbsterklärend und kaum einer kennt es. Helfen kann nur eine verpflichtende Kennzeichnungsverordnung. Auf der Getränkeverpackung muss gut erkennbar das Wort EINWEG oder MEHRWEG aufgedruckt sein, damit jeder Verbraucher eine selbstbestimmte Kaufentscheidung treffen kann.
Wie kann man den Mehrweganteil bei Getränkeverpackungen wieder erhöhen?
Die Politik hat zwei grundsätzliche Möglichkeiten, Mehrweg zu fördern. Zum einen durch die Einführung einer gesetzlichen Regelung zur klaren Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg. Damit können Verbraucher auf den ersten Blick erkennen, was sie kaufen. Zum anderen durch die Verabschiedung einer sogenannten „Lenkungsabgabe“ auf Einweg-Getränkeverpackungen. Diese Abgabe in Höhe von 20 Cent würde zusätzlich zum Pfand gezahlt werden müssen. Bei Alkopops hat sich eine solche Maßnahme in der Vergangenheit bereits bewährt. Die Einnahmen aus der Abgabe sollten für Informationskampagnen, Abfallvermeidungsmaßnahmen und zur Unterstützung des Mehrwegsystems eingesetzt werden.
Die Fragen stellte Ann-Kathrin Marggraf.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei unserer Kampagne
"Mehrweg ist Klimaschutz"
Zum Mehrwegausstieg von Coca-Cola haben wir einen Faktencheck vorbereitet.