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"Langfristig ist der Netzausbau billiger."

Freitag, 19.01.2018

Einmal drücken und das Licht geht an - Strom ist in unserem Leben selbstverständlich. Dabei wird häufig vergessen, dass dieser dafür im Hintergrund in Kraftwerken erzeugt und bis in jede einzelne Steckdose verteilt werden muss. Um nicht im Dunkeln zu stehen, braucht es eine ganze Infrastruktur und einen Fahrplan – den sog. Dispatch – der ausgibt, wann wo wie viel Strom erzeugt wird und wie er zum Verbraucher gelangt. Dabei kann das Stromnetz nicht immer alle Strommengen aufnehmen. Droht eine Überlastung von Stromleitungen, fordern die Übertragungsnetzbetreiber von den Kraftwerksbetreibern die Änderung ihrer Fahrpläne, den sog. Redispatch. Diese Änderung kostet Geld, das der Stromverbraucher zahlen muss.

© DUH / Heidi Scherm

3 Fragen an Peter Ahmels, Leiter im Bereich Energie bei der DUH zu den Rekordkosten für den Redispatch

Nach Berechnungen der Bundesnetzagentur waren die Kosten der Stromnetzbetreiber für den Redispatch 2017 so hoch wie noch nie. Was ist der Grund?

Durch Ausschreibungen werden jeden Tag die günstigsten Stromanbieter für den Folgetag ermittelt. Die Netzbetreiber müssen sich dann auf die entsprechenden Stromflüsse einstellen. Manchmal ist aber z.B. für den erzeugten Strom im Norden im Netz kein Platz in Richtung Süden, dann müssen Kraftwerke im Süden, die nicht eingeplant waren, hochgefahren werden. Die im Norden werden abgeschaltet, obwohl sie liefern könnten. Das ist im letzten Jahr häufiger als sonst passiert, weil das Stromnetz noch nicht an die Herausforderungen der Energiewende angepasst ist. Es findet ein Wandel von wenigen großen Kraftwerken hin zu sehr vielen im ganzen Land verteilten Erzeugungsanlagen statt. Der erzeugte Strom muss aber nach wie vor zum Verbraucher gelangen. Für diese neuen Stromflüsse braucht es neue Stromleitungen. Solange der geplante Ausbau der Stromnetze nicht erfolgt, werden die Kosten für den Redispatch weiter ansteigen.

Wenn neue Stromleitungen gebaut werden, sinken also die Kosten und die Stromrechnung der Verbraucher wird entlastet?

Jede gebaute Leitung sorgt für mehr Transportkapazität im Netz. Damit sinkt der Bedarf an kurzfristigen Eingriffen und damit auch die Kosten für den Redispatch. Im Netzgebiet des Netzbetreibers 50Hertz wurde das sehr deutlich: Hier sind die Redispatchkosten nach Inbetriebnahme der „Thüringer Strombrücke“ – einer Leitung von Thüringen nach Bayern – um mehr als die Hälfte gesunken. Neben den geringeren Kosten sinkt zudem die Gefahr schwerer Störungen im Stromnetz. Damit ist allen Verbrauchern gedient.
Ob die Stromrechnung dadurch entlastet wird, ist eine andere Sache. Wenn die Kosten für Redispatch wegfallen, steigt erstmal der Gewinn der Netzbetreiber. Weil sie aber regulierte Unternehmen sind und der Gewinn eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf, müssen umgekehrt die Erlöse aus den Netzentgelten sinken, die Teil der Stromrechnung sind. Allerdings muss die Entlastung der Stromrechnung nicht sofort erfolgen und ein Teil der eingesparten Redispatchkosten wird auch wieder durch die Netzausbaukosten kompensiert. Langfristig ist der Netzausbau aber billiger als der Redispatch.

Ist der Bau neuer Stromleitungen die einzige Möglichkeit, gegen die hohen Redispatchkosten vorzugehen?

Theoretisch könnte man auch andere Wege gehen. Würde man beispielsweise Windenergieanlagen dort bauen, wo der Strom verbraucht wird, wäre weniger Stromtransport notwendig. Allerdings würden diese Anlagen etwas teurer Strom erzeugen und sind auch vielleicht nicht in dem Umfang vor Ort auszubauen. Auch andere Lösungen wie die Nutzung von Speichern oder Power to Gas werden immer wieder diskutiert. Dabei werden häufig die Kosten unter- und die Verfügbarkeit der Technologien überschätzt. Außerdem lösen Speicher nicht das Problem, dass Erzeugung und Verbrauch oft weit voneinander entfernt sind.  Mit dem Ausbau des Stromnetzes hat sich der Gesetzgeber für die schnellste und volkswirtschaftlich günstigste Alternative entschieden.

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